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Johann Strauss XXXL oder doch eher XXXS?


Text: Lukas Wogrol­ly / Living Cul­tu­re (sofern nicht anders ange­ge­ben), Jac­que­line Haberl; Fotos: Lukas Wogrol­ly / Living Cul­tu­re (16), Cir­cus-Thea­ter Ron­cal­li (1), Noah Ober­kof­ler (5), Jür­gen Ham­mer­schmid (1), Vic­to­ria Naza­ro­va (29)
„Cagli­os­tro – Johann Strauss im Zir­kus­zelt“ gilt als die größ­te und auf­wän­digs­te Pro­duk­ti­on des Johann-Strauss-Jubi­lä­ums­jah­res 2025.

Vor­ab zur Klä­rung: Die genau­en Pro­duk­ti­ons­kos­ten wer­den nach einer ent­spre­chen­den Anfra­ge auf der Pres­se­kon­fe­renz im Wie­ner Gar­ten­bau-Kino am 29.04.2025 von Inten­dant Roland Gey­er ver­schwie­gen. Und: Obwohl Kom­po­si­tio­nen von Johann Strauss alles ande­re als unbe­kannt sind, wur­de für die­se Pro­duk­ti­on mit John­ny Bertl ein exter­ner Kom­po­nist hin­zu­ge­zo­gen. Er ant­wor­te­te mir auf mei­ne Fra­ge auf der Pres­se­kon­fe­renz, wes­halb es bei einer Strauss-Pro­duk­ti­on über­haupt einen wei­te­ren Kom­po­nis­ten brau­che: Er habe die Fra­ge erwar­tet. Und sei­ne Auf­ga­be sei gewe­sen, einem Publi­kum jen­seits der klas­si­schen Opern- und Musik­ver­eins­be­su­chen­den den Weg zu Strauss‘ Musik zu eröff­nen. Dem­entspre­chend habe er in die­se Pro­duk­ti­on 80% Strauss-Musik inte­griert, sie jedoch bis auf eini­ge weni­ge Aus­nah­men der­art adap­tiert, dass man sie im Stück nicht mehr als sol­che iden­ti­fi­zie­ren kön­ne. Dies sei die bewuss­te Inten­ti­on von Inten­dant Roland Gey­er gewe­sen, der somit ver­hin­der­te, dass man sich den Kopf zer­bre­che, aus wel­chem Strauss-Werk wel­che Melo­die nun stam­men wür­de. Ein „Strauss inko­gni­to“ oder „Strauss under­co­ver“.

Wenn man gar nicht merkt, dass es Strauss ist, ist es noch Strauss? Wie ein Wind­hauch, den ich nicht spü­re, auch wenn mir ver­si­chert wird, dass er mich streift, kein Wind­hauch mehr ist, weil ich ihn nicht spü­re?

Nun gut: Natür­lich ist es Strauss, und natür­lich passt die Pro­duk­ti­on ins Strauss-Jahr 2025. Denn Johann Strauss hat die Ope­ret­te „Cagli­os­tro“ kom­po­niert, über den gleich­na­mi­gen ita­lie­ni­schen Quack­sal­ber. Und aus­ge­rech­net einem ita­lie­ni­schen Quack­sal­ber des 18. Jahr­hun­derts, wird die Ehre zuteil, Titel­held der auf­wän­digs­ten Strauss-Pro­duk­ti­on im Jubi­lä­ums­jahr 2025 zu sein. Ein Schelm, wer dabei Böses denkt. Allein, die Musik, die dabei gespielt wird, ist für mich zu 0% Strauss. Also zero Strauss und zu 100% John­ny Bertl. Genau­so wie das Ori­gi­nal-Libret­to der Ope­ret­te von Camil­lo Wal­zel, Richard Genée und Gus­tav Que­den­feldt stammt, jenes der Pro­duk­ti­on dage­gen von Kin­der­buch­au­tor Tho­mas Bre­zi­na.

Dazu passt, dass Titel­held Cagli­os­tro ein Meis­ter des Okkul­tis­mus war. Das Wort stammt von latei­ni­schen Wort „occul­tus“, was so viel bedeu­tet wie „ver­bor­gen“, „ver­deckt“, „geheim“. Das beschreibt die­se Pro­duk­ti­on: alles wird ver­schwie­gen, alles bleibt geheim. Alles jetzt ver­bor­gen, ver­hüllt, ver­deckt, durch Über­ra­schen­des ersetzt. Ja, viel­leicht wird ja auch die­ses Werk ein neu­es Meis­ter­werk des Okkul­tis­mus – zu erle­ben im Ron­cal­li-Zir­kus­zelt am Wie­ner Heu­markt im Sep­tem­ber 2025, Pre­mie­re am 10. Sep­tem­ber 2025. Nach dem Besuch der Vor­stel­lung vom 14. Sep­tem­ber 2025 um 15 Uhr wer­de auch ich die Pro­duk­ti­on rezen­sie­ren und hier im Anschluss an die­sen Text ver­öf­fent­li­chen.

Hard Facts:

Pre­mie­re: 10.09.2025, 19:30 Uhr

Wei­te­re Ter­mi­ne, jeweils 15:00 Uhr und 19:30 Uhr: 11., 12., 13., 14., 18., 19., 20., 21., 25., 26., 27., 28. Sep­tem­ber 2025

NEU: Zusatz-Vor­stel­lung am 28. Sep­tem­ber 2025 um 11:00 Uhr! Sie­he Pres­se­mel­dung unten!

Spiel­ort: Zelt des Cir­cus-Thea­ter Ron­cal­li am Heu­markt, 1030 Wien

Cast:

Regie: Micha­el Schacher­mei­er

Libret­to: Tho­mas Bre­zi­na

Musi­ka­li­sche Lei­tung / addi­tio­na­le Kom­po­si­ti­on / Arran­ge­ment: John­ny Bertl

Aus­stat­tung: Domi­ni­que Wies­bau­er

Cho­reo­gra­fie: Danie­la Mühl­bau­er

Cagli­os­tro: Tho­mas Bor­chert

Madame Sophie: Eva Maria Marold

Seve­rin: Josef Ellers

Herr Gus­tav: Andre­as Lich­ten­ber­ger

Lady Lau­ren­za: Katha­ri­na Gor­gi

Emi­lia: Sophia Gor­gi

Clown: Rei­ni G. Moritz

Clown: Ori­ol Boix­a­der

Clown: Cle­mens Matz­ka

Tickets: www.johannstrauss2025.at www.wien-ticket.at


Update: Rezen­si­on der Vor­stel­lung vom 14.09.2025, 15:00 Uhr:

 

Syn­kre­tis­mus nann­te man es einst his­to­risch frü­her. Hybrid heißt es heu­te. Und den­noch ist die­ser ein­zig­ar­ti­ge Mix aus ver­schie­de­nen Gen­res viel­leicht zur Gän­ze unbe­schreib­lich.
“Cagli­os­tro – Johann Strauss im Zir­kus­zelt” ist, wie so vie­le Ver­an­stal­tun­gen in dem unter der Inten­danz von Roland Gey­er ste­hen­den Jubi­lä­ums­jahr “Johann Strauss 2025”, ein Ver­such, die Musik von Jubi­lar Johann Strauss Sohn einem brei­te­ren Publi­kum zukom­men zu las­sen. Zwar fin­den sich, wie bereits im Text über die Pro­gramm­prä­sen­ta­ti­on am 29.04. beschrie­ben, nur ein­zel­ne, zum Teil auch kom­plett unkennt­lich gemach­te Ele­men­te von Strauss-Musik im Show­pro­gramm. Jedoch über­zeugt das Pot­pour­ri ver­schie­dens­ter Gen­res das begeis­ter­te, zum Groß­teil aus Fami­li­en mit Kin­dern bestehen­de Publi­kum im Ron­cal­li-Zir­kus­zelt am Wie­ner Heu­markt. Akro­ba­ti­sche Show­ein­la­gen wie im klas­si­schen Zir­kus, ins­be­son­de­re das Todes­rad, dür­fen kei­nes­falls feh­len wie die eben­falls zum Zir­kus nach wie vor dazu­ge­hö­ren­den Clowns (die Tier­vor­füh­run­gen wur­den ja wegen des Tier­schut­zes aus den Pro­gram­men vie­ler Zir­kus­se gestri­chen). Der Gesang und die Atmo­sphä­re erin­nern an ein Musi­cal, Kaba­rett gibt es auch ein biss­chen, und dazu auch im Hin­ter­grund immer wie­der Strauss-Musik. Und Schau­spiel sowie­so.
Ein Kri­tik­punkt ist viel­leicht, dass der Hand­lungs­strang zuguns­ten der viel­fäl­ti­gen Show­ele­men­te nahe­zu gänz­lich ver­lo­ren geht.
Und, natür­lich, da die Pro­duk­ti­ons­kos­ten geheim blie­ben, man erin­ne­re nur an die ers­te Fra­ge aus dem Publi­kum bei der Pres­se­kon­fe­renz am 29.04., ist auch ein biss­chen Geheim­hal­te­rei dabei. Ich wür­de fast sagen, der von Titel­held Cagli­os­tro im Stück wie in echt prak­ti­zier­te Okkul­tis­mus, also die laut Duden “Leh­re von ver­mu­te­ten über­sinn­li­chen, nach Natur­ge­set­zen nicht erklär­ba­ren Kräf­ten und Din­gen”, fin­det sich auch hier wie­der. Denn um so ein Spek­ta­kel auf die Bei­ne zu stel­len, ist sicher eini­ges an Geld not­wen­dig. Wie viel genau, küm­mert die Besu­chen­den herz­lich wenig.
Sie las­sen sich ein­fach ver­füh­ren und ver­zau­bern, zwei­ein­halb Stun­den lang, von der Welt des Syn­kre­tis­mus und des Okkul­tis­mus, der hybri­den Wer­ke, von der Welt von Strauss, Tho­mas Bre­zi­na, John­ny Bertl, Eva Maria Marold, Tho­mas Bor­chert, Roland Gey­er und natür­lich auch des Zir­kus Ron­cal­li. Zwei­ein­halb Stun­den an jenem Ort des­sen Aus­bau bezie­hungs­wei­se Erwei­te­rung den UNESCO-Welt­erbe­sta­tus Wiens bedroht und der in der kal­ten Jah­res­zeit als Eis­lauf­platz dient – dem Heu­markt. Aber das alles ist Neben­sa­che, wenn es heißt “Cagli­os­tro – Johann Strauss im Zir­kus­zelt” – die auf­wän­digs­te Pro­duk­ti­on des Johann Strauss Jubi­lä­ums­jah­res 2025.

Pres­se­infor­ma­ti­on — Autorin: Jac­que­line Haberl

Ansturm auf „Cagli­os­tro — Johann Strauss im Zir­kus­zelt”, des­halb Zusatz­vor­stel­lung am Sonn­tag, 28. Sep­tem­ber um 11.00 Uhr

Die Welt­pre­mie­re von „Cagli­os­tro — Johann Strauss im Zir­kus­zelt” im Grand Cha­pi­teau des Cir­cus-Thea­ter Ron­cal­li am Heu­markt wur­de mit Begeis­te­rung und Stan­ding Ova­tions gefei­ert. Das zen­tra­le High­light des Fest­jah­res Johann Strauss 2025 Wien ver­bin­det Strauss’ Musik mit Thea­ter, Pop und Zir­kus­kunst zu einem ein­zig­ar­ti­gen Gesamt­erleb­nis für alle Gene­ra­tio­nen.

Auf­grund des gro­ßen Erfol­ges und des Ticketan­sturms wird nun eine Zusatz­vor­stel­lung am Sonn­tag, 28. Sep­tem­ber um 11.00 Uhr ange­setzt.

Inten­dant Roland Gey­er freut sich über den über­wäl­ti­gen­den Zuspruch:
„Wir sind extrem glück­lich, dass wir mit unse­rer Pro­duk­ti­on so vie­le Men­schen erfreu­en kön­nen. Die hohe Nach­fra­ge zeigt uns, dass wir mit Strauss im Zir­kus­zelt ein neu­es, fas­zi­nie­ren­des Publi­kums­er­leb­nis geschaf­fen haben. Daher bie­ten wir nun eine Zusatz­vor­stel­lung zu einer fami­li­en­freund­li­chen Zeit an.”

Das Publi­kum erlebt ein Musik­spek­ta­kel, in dem Tho­mas Bor­chert in der Titel­rol­le des Cagli­os­tro fas­zi­niert. Eva Maria Marold über­zeugt als Zir­kus­di­rek­to­rin Madame Sophie, Josef Ellers bril­liert als Seve­rin flan­kiert von Sophia Gor­gi als Emi­lia und Katha­ri­na Gor­gi als Lady Lau­ren­za, sowie Andre­as Lich­ten­ber­ger als Herr Gus­tav. Spek­ta­ku­lä­re Ron­cal­li-Zir­kusacts wie das Todes­rad mit Duo Vane­gas, über Cyr Wheel mit Duo Unity, Jon­gla­ge mit Lud­wig Nav­ra­til bis Luft­ku­gel mit Svet­la­na Arts und Sprung­ar­tis­tik mit Orl­ov Show by Togni begeis­tern bei jeder Vor­stel­lung das Publi­kum.

Tickets für die Zusatz­vor­stel­lung sind ab Sams­tag, 20. Sep­tem­ber um 09.00 Uhr über www.johannstrauss2025.at oder über www.wien-ticket.at erhält­lich.