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Zeit.Vergänglich — 4 Kurz-Opern in zwei Stun­den


Text: Lukas Wogrol­ly / Living Cul­tu­re; Fotos: Wer­ner Kme­titsch
Unter dem Arbeits­ti­tel “Zeit.Vergänglich — Opern der Zukunft” kre­ierten 4 Stu­die­ren­de der Kunst Uni Graz aus der Tür­kei, Ungarn, Spa­ni­en und Süd­ko­rea 4 zukunfts­träch­ti­ge Opern-Kost­pro­ben.

Unter dem Arbeits­ti­tel „Zeit.Vergänglich – Opern der Zukunft“ per­for­men noch bis 2. Juni auf der Stu­dio­büh­ne der Oper Graz Stu­die­ren­de der Uni­ver­si­tät für Musik und dar­stel­len­de Kunst Graz, kurz Kunst­uni Graz KUG. Dabei neh­men sie sich unter der Lei­tung von Chris­toph Zau­ner im Rah­men der seit 2007 bestehen­den Koope­ra­ti­on zwi­schen KUG und Oper Graz der wohl her­aus­for­dernds­ten musi­ka­li­schen Gat­tung – der Oper – an. In dem  inklu­si­ve Pau­se  gut zwei Stun­den dau­ern­den, abend­fül­len­den Pro­gramm bie­ten die Stu­dio­si gleich ins­ge­samt vier kur­ze Opern-Kost­pro­ben, jede in etwa 30 Minu­ten lang. Die vier Wer­ke mit den so viel­fäl­ti­gen wie unter­schied­li­chen Titeln „Glück­lich, die wis­sen, dass hin­ter allen Spra­chen das Unsäg­li­che steht“, „Mor­gen 6:58“, „The Patron Saint of Liars“ und „Solus“ stam­men alle musi­ka­lisch gese­hen von Stu­die­ren­den unter­schied­li­cher Natio­na­li­tät, näm­lich Spa­ni­en, Süd­ko­rea, Tür­kei und Ungarn. Bis auf das in eng­li­scher Spra­che mit deut­schen Über­ti­teln gehal­te­ne „The Patron Saint of Liars“ wer­den aber alle auf Deutsch gesun­gen. Eine Kon­stan­te über alle 4 Büh­nen­wer­ke hin­weg ist der Diri­gent Leon­hard Garms. Dop­pel­rol­len – ähn­lich wie zuletzt in „Der Ring an einem Abend“ — gibt es auch, näm­lich Saman­tha Baran, Jus­ti­na Vait­ku­te, Felix Heu­ser und Harald Hie­ro­ny­mus Hein. Die Stü­cke sel­ber könn­ten unter­schied­li­cher nicht sein. Viel­leicht ist eben ihre Kür­ze und ihre Abs­trakt­heit als das, was sie mit­ein­an­der ver­eint. Genau­so wie, dass sie im spär­li­chen Licht der stark im Dunk­len gehal­te­nen Pro­be­büh­ne auf­ge­führt wer­den. Und, dass ich von mei­ner Posi­ti­on aus am rech­ten obe­ren Rand dem Diri­gen­ten Leon­hard Garms wirk­lich im wahrs­ten Sin­ne des Wor­tes über die Schul­ter schau­en konn­te. Und somit auch dem Vio­li­nis­ten in die Augen, den ich wäh­rend der Pau­se bei mei­nem Rund­gang um das Gebäu­de her­um in der Nähe der Glas­brü­cke beim Rau­chen erblick­te. Nun zur Unter­schied­lich­keit: Der Sinn der Wer­ke lässt sich auch ob deren Kür­ze nur erah­nen. Ein­mal wird eine gedach­te Per­sön­lich­keit Rea­li­tät und erwacht zum Leben, ein­mal wird ganz viel mit Mul­ti­me­dia und berühm­ten Zita­ten und Per­sön­lich­keits­bil­dern gear­bei­tet, die pro­ji­ziert wer­den, Stich­wort Reiz­über­flu­tung. Ein ander­mal gibt es nur drei Figu­ren, näm­lich Posi­tiv, Neu­tral und Nega­tiv. Und beim vier­ten Mal gibt es über­haupt nur eine Per­son, die aber in unter­schied­li­chen Rol­len von zeit­gleich drei Frau­en dar­ge­bo­ten wird, nicht umsonst unter dem Titel „Solus“. Zwei davon, alle ganz in Weiß und ein­fachst geklei­det, fin­den am Ende zuein­an­der, wäh­rend die Drit­te in Form von end­los anmu­ten­den Mono­lo­gen ver­zwei­felt bis zum Schluss nach dem wah­ren Sinn des Lebens ver­zwei­felt fahn­det. Die drei Figu­ren Posi­tiv, Neu­tral und Nega­tiv zei­gen ähn­lich wie die Schlümp­fe oder wie Par­tei­en in der Poli­tik, wie ein unlös­ba­rer Inter­es­sens­kon­flikt aus­se­hen kann, wenn alle auf ihren Stand­punk­ten behar­ren. Oder auch: Wie lang eine Minu­te sein kann, denn die ein­ge­blen­de­te Uhr ändert sich von 6:58 Uhr nie­mals. „The Patron Saint of Liars“ und „Glück­lich, die wis­sen, dass hin­ter allen Spra­chen das Unsäg­li­che steht“ stel­len das Kol­lek­tiv in den Mit­tel­punkt. Bei letz­te­rer Oper wird das Kol­lek­tiv zusam­men mit der audi­vi­su­el­len Mul­ti­me­dia­dar­stel­lung zu einem ein­zig­ar­ti­gen Kon­glo­me­rat ver­schmol­zen. In „The Patron Saint of Liars“ hin­ge­gen liegt der Fokus auf dem Han­deln und Den­ken der ein­zel­nen Per­so­nen. Das eben letzt­end­lich dazu führt, dass eine von ihnen eigent­lich nur erdach­te Figur zu ech­tem Leben erwacht.

In Sum­me ein sehr spe­zi­el­ler, außer­ge­wöhn­li­cher Kurz­opern­abend. Fast so wie die Fil­me beim Kurz­film­fes­ti­val. Und ein begeis­ter­tes Publi­kum, so wie auch am Tag danach bei der Bal­lett­pro­duk­ti­on „Schwa­nen­ge­sang“.

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Musi­ka­li­sche Lei­tung Leon­hard Garms

Insze­nie­rung Chris­toph Zau­ner

Büh­ne Vibe­ke Ander­sen

Kos­tü­me Marei­le von Stritz­ky

Licht Dani­el Weiss

Dra­ma­tur­gie Bernd Krispin

Ge Melis Demi­ray

Bu Jus­ti­na Vait­ku­te

Mu Harald Hie­ro­ny­mus Hein

Halit Tho­mas Essl

Hay­ri Felix Heu­ser

Sopran Ana Casei­ro Viei­ra Ana Casei­ro Viei­ra

Alt Ellen Kel­ly

Coun­ter­te­nor Johan­nes Wie­ners

Bass Harald Hie­ro­ny­mus Hein

SIE 1 Cori­na Kol­ler

SIE 2 Saman­tha Baran

SIE 3 Jus­ti­na Vait­ku­te

Mez­zo­so­pran Saman­tha Baran

Tenor Felix Heu­ser

Bari­ton Harald Hie­ro­ny­mus Hein

Mo 30. Mai 2022

Vor­stel­lung

20:00 bis ca. 22:30, Stu­dio­büh­ne

€ 30

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Di 31. Mai 2022 > TICKETS KAUFEN

Do 2. Jun 2022 > TICKETS KAUFEN

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