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Advent in der Oper — neu­er Glanz nach mehr­jäh­ri­ger Pau­se


Text: Lukas Wogrol­ly / Living Cul­tu­re, Fotos: Oli­ver Wolf
Zum ers­ten Mal seit drei Jah­ren fand wie­der ein Advent­kon­zert in der Oper Graz statt.

Die Coro­na-Pan­de­mie hat­te unser Leben in den ver­gan­ge­nen knapp drei Jah­ren spe­zi­ell in den Win­ter­mo­na­ten ziem­lich ein­ge­schränkt. Und so war es umso erfreu­li­cher, als zum ers­ten Mal über­haupt seit Aus­bruch der Pan­de­mie das tra­di­tio­nel­le Advent­kon­zert der Gra­zer Phil­har­mo­ni­ker 2022 end­lich wie­der statt­fand. Auf­grund der gro­ßen Nach­fra­ge an zwei Ter­mi­nen besuch­te Living Cul­tu­re die Mati­nee am 2. Advent­sonn­tag um 11 Uhr. “Advent in der Oper”, so der offi­zi­el­le Titel des Kon­zerts, bot rund ein­ein­halb Stun­den unbe­schwer­ten Kul­tur­ge­nuss und vor­weih­nacht­li­che Muße.

 

Unge­wöhn­lich war das Kon­zert vor allem wegen der wech­seln­den „Büh­nen­be­set­zung“. Das Rück­grat und gleich­sam die Basis bil­de­ten die Gra­zer Phil­har­mo­ni­ker unter der Lei­tung von Mari­us Bur­kert. Sie waren wäh­rend der gesam­ten Dau­er auf der Büh­ne prä­sent. Für jeweils ein­zel­ne Musik­wer­ke betra­ten und ver­lie­ßen die bei­den in unter­schied­li­chen Rot­tö­nen geklei­de­ten Solis­tin­nen Tetia­na Miy­us und Sieg­lin­de Feld­ho­fer die Büh­ne. Und auch beim Chor der Oper Graz war es ein wie­der­hol­tes Kom­men und Gehen. Mal ein Stück vom Orches­ter, mal nur die eine Solis­tin, mal nur die ande­re und dann wie­der bei­de zusam­men; mal nur der Chor, dann Chor und eine Solis­tin, dann wie­der Chor und bei­de Solis­tin­nen. Fast alle genann­ten Kom­bi­na­tio­nen fan­den sich wie­der. Last, but not least, den wohl für ein Advent­kon­zert erstaun­lichs­ten Beset­zungs­teil bil­de­te der musi­ka­li­sche Nach­wuchs, Kna­ben und Mäd­chen der Sing­schul‘ der Oper Graz unter der Lei­tung von Andrea Four­nier. Im „Pflicht­pro­gramm“ absol­vier­ten sie drei a cap­pel­la Stü­cke, also ohne musi­ka­li­sche Beglei­tung. Eine Schar aus rund vier­zig an die Wie­ner Sän­ger­kna­ben und die Wie­ner Chor­mäd­chen erin­nern­den Kin­der nahm nach dem Abgang von Diri­gent Bur­kert auf der Büh­ne den Platz unmit­tel­bar vor dem Orches­ter ein. Sän­ger­kna­ben und Chor­mäd­chen wer­den übri­gens beim nächst­jäh­ri­gen Neu­jahrs­kon­zert der Wie­ner Phil­har­mo­ni­ker in weni­ger als einem Monat erst­mals gemein­sam auf­tre­ten. Und zwi­schen die Rei­hen am Parkett/Parterre im Gang in der Mit­te, unmit­tel­bar unter­halb der Büh­ne, trat ihre „Diri­gen­tin ohne Takt­stock“: Chor­lei­te­rin Andrea Four­nier. Und „diri­gier­te“, ganz so wie man es aus dem Musik­un­ter­richt kennt, mit Augen, Hän­den und Gesang die jun­gen Chor­mit­glie­der. Das bekann­tes­te Stück, das sie per­form­ten, war zwei­fels­oh­ne das drit­te und letz­te — pas­send zum bevor­ste­hen­den Kram­pus- und Niko­laus­tag „Lasst uns froh und mun­ter sein“: Aller­dings in einem mehr­stim­mi­gen, nicht ganz so bekann­ten Arran­ge­ment von Kars­ten Gun­de­mann, bei dem auch der Text zum Teil von der klas­si­schen Ver­si­on abwich, kon­kret in der Stro­phe „Bald ist uns­re Schu­le aus, dann zieh’n wir ver­gnügt nach­haus‘“. Zu den wei­te­ren im regu­lä­ren Teil gespiel­ten Stü­cken sei erwähnt, dass die ganz klas­si­schen Weih­nachts-Ohr­wür­mer wohl bewusst fehl­ten, die man ohne­hin an jeder Ecke in der Vor­weih­nachts­zeit hört. Statt­des­sen hiel­ten sich geist­li­che Stü­cke, wie „Ich har­re­te des Herrn“ aus „Lob­ge­sang op. 52“ von Felix Men­dels­sohn-Bar­thol­dy und nicht geist­li­che Stü­cke wie „Fairy­ta­le Sleigh Ride“, bei­nah die Waa­ge. Rich­tig klas­sisch wur­de es im Schluss­stück, „A Christ­mas Car­ni­val“ von Richard Biss­ill, der auch die Melo­die aus dem wohl bekann­tes­ten Weih­nachts­lied über­haupt, „Stil­le Nacht, hei­li­ge Nacht“ in sein Werk inte­grier­te. Am Ende des Tex­tes wie auch am Ende des Advent­kon­zerts stan­den die vom offi­zi­el­len Teil abwei­chen­den, wenn­gleich nicht expli­zit als sol­che gekenn­zeich­ne­ten Zuga­ben. Sie waren, wie soll­te es bei Weih­nach­ten als einem Fest der Gemein­schaft auch anders sein, gekenn­zeich­net vom kol­lek­ti­ven Auf­tritt auf der Büh­ne. Tetia­na Miy­us und Sieg­lin­de Feld­ho­fer san­gen neben der „lady in black“ Singschul‘-Leiterin Andrea Four­nier und der Singschul‘auf der Büh­ne. Dahin­ter diri­gier­te Mari­us Bur­kert die Gra­zer Phil­har­mo­ni­ker, und ganz hin­ten, im höchs­ten und hin­ters­ten Büh­nen­teil sang der Chor der Oper Graz. Doch das war noch nicht alles: Denn auch das Publi­kum war auf­ge­for­dert, bei den bei­den letz­ten Stü­cken kräf­tig mit­zu­sin­gen. Und hat­te hier­für sogar den Text mit Noten beim Ein­gang in den Zuschau­er­raum gereicht bekom­men. Aber was wur­de gespielt? Nicht etwa „Stil­le Nacht, hei­li­ge Nacht“, das ja teil­wei­se kurz zuvor schon in „A Christ­mas Car­ni­val“ erklun­gen war. Nein, das wohl schöns­te dia­lek­ta­le Weih­nachts­lied „Es wird scho glei dum­pa“, auch wenn es selbst im Dezem­ber um 12:30 Uhr noch ein biss­chen dau­ert, bis es dun­kel wird. Und der „Andachts­jod­ler“ mit der inter­es­san­ten laut­ma­le­ri­schen Schreib­wei­se des Jodelns „Djo-djo-i-ri.“ In die­sem Sin­ne bleibt mir als Autor die­ses Tex­tes nur noch zu schrei­ben: Die Oper Graz und Living Cul­tu­re wün­schen Fro­he Weih­nach­ten, djo-djo-i-ri!

Oper Graz

Sing­schul’ der Oper Graz

Chor der Oper Graz

Gra­zer Phil­har­mo­ni­ker

Mari­us Bur­kert

Sieg­lin­de Feld­ho­fer 

Tetia­na Miy­us