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El mun­do 2022 — Geschmä­cker sind ver­schie­den


Text und Fotos: Lukas Wogrol­ly / Living Cul­tu­re
Beim Aben­teu­er- und Rei­se­fes­ti­val “El mun­do” 2022 gewan­nen per­sön­li­che Sto­rys. Nicht die Favo­ri­ten des Text­au­tors.

Ich begin­ne die­sen Text mit einer per­sön­li­chen Bemer­kung. Noch bevor ich näher dar­auf ein­ge­he, was das Aben­teu­er- und Rei­se-Vor­trags­fes­ti­val „El mun­do“ auch bei sei­ner 23. Auf­la­ge in Juden­burg trotz Coro­na-Pan­de­mie ein­mal mehr zu einem vol­len Erfolg gemacht hat. Ich begin­ne damit, dass ich im Lau­fe die­ses Fes­ti­vals stets mei­ne ganz per­sön­li­che Rei­hung vor­neh­me. So nach dem Mot­to, wäre ich in der Jury, wer bekä­me von mir den Preis für das bes­te Aben­teu­er, wer jenen für die bes­te Foto­gra­fie, und wer den Gesamt­rang 1, 2, 3. Ich fin­de es im Gegen­satz zu so manch ande­ren übri­gens sehr posi­tiv, dass hier Mehr­fach-Aus­zeich­nun­gen mög­lich sind. Also wer bei­spiels­wei­se den Preis für die bes­te Foto­gra­fie hat, kann eben­so unter die ers­ten drei gesamt kom­men und natür­lich auch eben­so den Publi­kums­preis ein­heim­sen. Ehre, wem Ehre gebührt. Hat sich übri­gens in ähn­li­cher Form heu­er so zuge­tra­gen, dazu noch spä­ter mehr. Doch mei­ne per­sön­li­che Rei­hung war – fast ähn­lich wie im Vor­jahr oder auch 2017 – nicht jene der Jury. Und das zum einen, obwohl dies mein seit 2016 6. besuch­tes Fes­ti­val in Serie war (2016, 2017, 2018, 2019, 2021, 2022 — 2020 Aus­fall wegen Coro­na). Man könn­te mei­nen, ich wüss­te schon, wie die Jury tickt. Doch damit nicht genug. Mein Weg zu die­sem Fes­ti­val führ­te ursprüng­lich indi­rekt über die Jury. Fri­do Hüt­ter, Kul­tur­doy­en der „Klei­nen Zei­tung“, war oft­mals Juror gewe­sen. Im Jahr 2016 jedoch zur Zeit des Fes­ti­vals ver­reist,  schlug der alt­be­währ­te Juror mei­ne Mut­ter als sei­ne Ver­tre­tung vor. Moni­ka Wogrol­ly, die bereits durch Rei­se­jour­na­lis­mus-Bei­trä­ge in nam­haf­ten Maga­zi­nen in Erschei­nung getre­ten war. Bora-Bora, Mau­ri­ti­us, Male­di­ven und natür­lich die Rei­se­be­rich­te des von ihr mit­be­grün­de­ten Maga­zins Living Cul­tu­re. So konn­te ich per­sön­lich 2016 zwar nicht selbst in der Jury sein, lern­te sie aber als Begleit­per­son einer Juro­rin ken­nen. Viel­leicht aber ist das alles auch schon zu lan­ge her, und ich müss­te das eine oder ande­re Gespräch mit dem einen oder ande­ren heu­ti­gen Jury­mit­glied füh­ren, um dies­be­züg­lich näher ein­ge­bun­den zu wer­den.

Sprin­gen wir nun in die Gegen­wart und zie­hen viel­leicht durch­aus den einen oder ande­ren Ver­gleich zum Living Cul­tu­re Bei­trag Rebec­ca Salen­tin — Von Leip­zig über Buda­pest zum Sieg beim “El mun­do-Fes­ti­val” — Living Cul­tu­re (living-culture.at) vom Vor­jahr. War 2021, wie auch im Vor­wort des Orga­ni­sa­ti­ons­teams im Pro­gramm­heft ange­merkt, noch ein biss­chen die Eupho­rie­brem­se und etwas Miss­trau­en bei einem Ver­an­stal­tungs­be­such, so war die Situa­ti­on dies­mal doch schon um eini­ges ent­spann­ter. Kein Mund-Nasen-Schutz, kei­ne 2G- oder 3G-Regel, aus­ge­nom­men mein kon­se­quen­tes Mas­ken­tra­gen schien alles wie vor der Pan­de­mie. Es gab einen Vor­trag mehr, ein wei­te­rer Vor­trag muss­te aufs kom­men­de Jahr ver­scho­ben wer­den, da der Vor­tra­gen­de aktu­ell auf Lam­pe­du­sa fest­saß. Man merkt, Rei­sen sind nun wie­der mög­lich. Aber halt lei­der nicht alle wie gewünscht nach Juden­burg. Und Coro­na und die Pan­de­mie fan­den häu­fig Erwäh­nung in dem einen oder ande­ren Vor­trag. Schon im aller­ers­ten schil­der­ten die in Hit­zen­dorf bei Graz wohn­haf­ten Elke Für­paß und Chris­ti­an Bin­der, wie sie mit­ten in Asi­en unter­wegs waren und aus der Hei­mat von den ers­ten Anti-Coro­na-Maß­nah­men im März 2020 erfuh­ren. Mehr­fach muss­ten sie ihre Plä­ne umkrem­peln, am Ende sogar noch ihr Gefährt, einen LKW, zurück­las­sen. Und sich gar eines Tricks bedie­nen, um wie­der zurück in die Hei­mat zu gelan­gen: Aus­rei­se mög­lich auf einem Fracht­schiff vom Hafen in Pirä­us (Grie­chen­land) nur zum Zweck des Trans­ports lebens­not­wen­di­ger Güter. Also: Nach eini­gen erfolg­lo­sen Ver­su­chen schnell ein paar Bana­nen und sons­ti­ges Obst beim Obst­händ­ler besorgt (die Anzahl war übri­gens nicht fest­ge­legt), alle Papie­re aus­ge­füllt und bis ins kleins­te Detail stu­diert, und die Aus­rei­se war trotz Coro­na und sämt­li­cher geschlos­se­ner Gren­zen letzt­end­lich erfolg­reich. Mehr ist zu die­sem Vor­trag übri­gens nicht zu sagen, außer, dass er einer der vie­len her­vor­ra­gen­den war, die leer aus­gin­gen. Und ich im Rah­men einer „After Show Par­ty“ für gela­de­ne Gäs­te die Mög­lich­keit nutz­te, mich mit dem Fes­ti­val­teil­neh­mer aus­zu­tau­schen. Auch der chro­no­lo­gisch zwei­te Vor­trag berühr­te mich stark. Chris­ti­an Klepp aus Ham­burg dozier­te nicht nur eine hal­be Stun­de über Umwelt, Kli­ma­wan­del und die Erd­ge­schich­te, son­dern lie­fer­te auch anbei die für mich fas­zi­nie­rends­ten Auf­nah­men des gesam­ten Fes­ti­vals. Eini­ge waren vor­ab schon auf der Face­book-Sei­te von el mun­do zu fin­den. Das war ganz klar mein per­sön­li­cher Favo­rit. Ich tipp­te für ihn ent­we­der auf Gesamt­rang 1–3 oder den Preis für die bes­te Foto­gra­fie. Die­se Mei­nung von mir soll­te sich bis nach dem letz­ten Vor­trag nicht ändern, und so war „Wun­der­werk Erde“, so der Titel des Vor­trags, mei­ne Wahl für den Publi­kums­preis. Aber denks­te, auch die­ser von mir per­sön­lich der­art favo­ri­sier­te Vor­trag ging leer aus. Sodann folg­te als chro­no­lo­gi­sche Num­mer 3 die Gesamt-Num­mer 3; sozu­sa­gen der ers­te spä­te­re Preis­trä­ger­film mit dem Titel „Sudan ‑Wüs­te der Mensch­lich­keit“, in dem Joshua Stein­berg aus dem deut­schen Hau­ne­tal ein­drucks­voll schil­der­te, dass er sich beim Motor­rad­fah­ren der afri­ka­ni­schen Bevöl­ke­rung am nächs­ten füh­le. In „Rei­se­hun­ger – so is(s)t die Welt“ schil­der­te ein jun­ges Gra­zer Paar auf durch­aus humor­vol­le Art Etap­pen einer kuli­na­ri­schen Welt­rei­se. Zu einem Preis reich­te es nicht. Dies trifft eben­so zu auf „Mun­ro Bag­ging – Alle Ber­ge Schott­lands“. Zwar weder von der Jury noch ein von mir bevor­zug­ter Vor­trag. Doch ganz klar mei­ne Num­mer 1 in einer ande­ren Wer­tung, in der vori­ges Jahr der Sie­ger­vor­trag von Rebec­ca Maria Salen­tin „Klub Drush­ba“ den ers­ten Platz belegt hat­te. Mei­ne per­sön­li­che Mach­bar­keit. Die nach Vorch­dorf in Ober­ös­ter­reich aus­ge­wan­der­te Tiro­ler Berg­füh­re­rin Edith Kreut­ner ver­schlug es mit ihrer Hün­din nach Schott­land. Wo sie alle 282 offi­zi­el­len Gip­fel Schott­lands erklomm. Und dabei vor allem mit hier­zu­lan­de weni­ger bekann­ten Pro­ble­men wie schlech­ter Wit­te­rung und vor allem man­gel­haf­ter Beschil­de­rung zu kämp­fen hat­te. Ganz klar, mei­ne Num­mer 1 hin­sicht­lich Zutrau­en und Ver­trau­ens­wür­dig­keit. Wür­de mich ger­ne von ihr auf einen die­ser Ber­ge mal füh­ren las­sen. Den Abschluss von Tag 1 bil­de­te eine Welt­rei­se von Deutsch­land ohne Flug­zeug bis nach Aus­tra­li­en, wobei der Fokus auf der mehr­wö­chi­gen Segel­über­fahrt von Indo­ne­si­en bis nach Aus­tra­li­en lag. Und zum Abschluss der sich selbst als „Süd­schwei­zer“ bezeich­nen­de aus Sri Lan­ka ein­ge­wan­der­te Eid­ge­nos­se Dylan Wick­ra­ma. Mit dem am meis­ten prä­mier­ten Vor­trag des gesam­ten Fes­ti­vals: „Halb legal ist nicht völ­lig ille­gal“ hol­te er sowohl den 2. Gesamt­rang als auch den Preis für das bes­te Aben­teu­er. Zum Drü­ber­streu­en gab es auch noch den Publi­kums­preis. Der zwei­te Fes­ti­val­tag begann mit einem Mul­ti­me­dia-Vor­trag eines Frank­fur­ter Teams über „Nor­we­gen im Win­ter“. „Suche nach Uto­pia“ war ein­mal mehr eine umwelt­freund­li­che, also ohne Flug­zeug durch­ge­führ­te Welt­rei­se zwei­er Schwes­tern aus Ham­buch in Deutsch­land. Bei denen der Fokus auf dem Kanu­fah­ren durch den Ama­zo­nas lag und wo ich mir immer wie­der dach­te, die bei­den wür­den gut zu den Umwelt­be­we­gun­gen „Fri­days for Future“ oder „Extinc­tion Rebel­li­on“ pas­sen. Den Preis für die bes­te Foto­gra­fie erhielt die Wie­ne­rin Pris­ka Sei­sen­ba­cher, die es mit ihren Nah­auf­nah­men von Per­so­nen in „Pamir. Leben auf der Höhe“ sogar aufs offi­zi­el­le Fes­ti­val­pla­kat schaff­te. Dafür ent­brann­te am Tisch der After-Show-Par­ty eine hei­ße Dis­kus­si­on über die Ver­bes­se­rungs­wür­dig­keit der oft zu geküns­telt wir­ken­den Rhe­to­rik bei die­sem Vor­trag. Ein wie­der­um leer aus­ge­hen­der Vor­tag, der es jedoch bei mir auf Gesamt­rang 2 geschafft hät­te, folg­te: „Free Solo – Slack­li­nen am Limit“. Frie­di Küh­ne aus Bad Aib­ling in Deutsch­land schil­der­te zunächst das ange­seil­te Balan­cie­ren über ein oft mehr als 2 km lan­ges Seil. Um dann mit dem Höhe­punkt abzu­schlie­ßen: Über dem höchs­ten Was­ser­fall Kana­das gelang es ihm, ohne ange­seilt zu sein, auf die ande­re Sei­te zu balan­cie­ren. Ganz klar, mein Preis für das bes­te Aben­teu­er und Gesamt­rang 2, hin­ge­gen nichts von alle­dem für die Jury. Hin­sicht­lich per­sön­li­cher Mach­bar­keit ganz klar auf Platz 2 hin­ter den schot­ti­schen Ber­gen war Bea­te Oswald aus Bay­ern, die im win­ter­li­chen Kana­da beein­dru­cken­de Auf­nah­men von Eis­bä­ren und Schnee­eu­len lie­fer­te. Eines ihrer Eis­bä­ren-Fotos schaff­te es gar auf das Cover eines Natur­ma­ga­zins. Per­sön­lich berüh­rend war die Geschich­te von Nik Afa­nas­jew, Sohn rus­si­scher Ein­wan­de­rer in Ber­lin, der in Russ­land sei­nen ursprüng­lich Putin wohl­ge­son­ne­nen Vater auf­such­te. Und ihn ange­sichts des Krie­ges in der Ukrai­ne im Alter von 70 Jah­ren noch zu einem poli­ti­schen Umden­ken beweg­te. Abge­se­hen vom kari­ta­ti­ven Abschluss-Vor­trag außer Kon­kur­renz „Kara­wa­ne der Mensch­lich­keit“, wäh­rend des­sen sich die Jury zur Bera­tung zurück­zog, bleibt mir noch die Erwäh­nung zwei­er Bei­trä­ge. Nicht, ohne zu ergän­zen, dass der aus Sri Lan­ka stam­men­de „Süd­schwei­zer“ Dylan Wick­ra­ma bei mir Gesamt­rang 3 belegt hät­te. Der vor­letz­te offi­zi­el­le Vor­trag des Fes­ti­vals war ein 30-minü­ti­ges Kaba­rett. Maja Lühr­sen und Theo Vage­des schil­der­ten auf humor­vol­le Art – sie radel­ten im Stand auf der Büh­ne – ihre Rei­se von der Nord­spit­ze bis zur Süd­spit­ze Süd­ame­ri­kas. Den Abschluss des gesam­ten Fes­ti­vals bil­de­te „Do. What. Make. Good“ des Main­zers Flo­ri­an Astor. Ein­mal mehr zeig­te sich, dass für die Jury nicht die gefähr­lichs­te Situa­ti­on zählt, son­dern eben das per­sön­li­che Schick­sal. Wer trotz eines gesi­cher­ten Jobs als Abtei­lungs­lei­ter sich mit an die 30 für das Rei­sen ent­schei­det und alles ande­re “hin­schmeißt”, hat offen­bar Gesamt­rang 1 ver­dient. Ganz im Sti­le sei­ner Lands­frau Rebec­ca Maria Salen­tin, die 2021 in ihrem Sie­ges­vor­trag Rei­sen als eine Art Selbst­the­ra­pie, als per­sön­li­chen Weg aus der Kri­se oder Neu­be­ginn, Start in ein zwei­tes Leben, geschil­dert hat­te. Ganz ähn­lich ver­hielt es sich heu­er mit Flo­ri­an Astor, der über sei­ne ihm den heu­ri­gen Gesamt­sieg bei „El mun­do“ ein­brin­gen­de Erfah­rung ein Buch geschrie­ben hat mit dem Titel „Do What Make Good – Der Anfang von 8500 km Glück“.

Was bleibt nun von die­sem El mun­do Fes­ti­val? Was war anders im Ver­gleich zum Vor­jahr? Anders war der Umgang mit der Pan­de­mie, ähn­lich die Anrei­se Frei­tag früh­mor­gens mit der ein­zi­gen Zug­ver­bin­dung ohne Umstei­gen von Graz bis nach Juden­burg. Das Glück, eine so char­man­te Spei­se­wa­gen-Ste­war­dess wie im Vor­jahr zu haben, war mir dies­mal nicht ver­gönnt. Dafür wur­de ich in Juden­burg bes­tens betreut: In mei­nem Stamm­lo­kal „Arka­dia“, in dem ich nicht nur 2 After Show Par­tys besuch­te, son­dern auch zu Mit­tag aß. In der ans Ver­an­stal­tungs­zen­trum VAZ anschlie­ßen­den Jugend­her­ber­ge, wo ich für nächs­tes Jahr buchen durf­te. Und natür­lich bes­tens betreut war ich genau­so direkt beim El mun­do Fes­ti­val: einer­seits vom Orga­ni­sa­ti­ons­team rund um Karo­li­ne Stra­ner, die mir die Teil­nah­me an den After Show Par­tys ermög­licht hat­te. Und dann auch dies­mal durch den per­sön­li­chen Kon­takt zu Teil­neh­men­den, ins­be­son­de­re durch die After Show Par­tys, die mich auch nach 21 Uhr in Juden­burg nicht hun­gern lie­ßen. Die Phy­sio­the­ra­peu­tin Elke Für­paß aus Hit­zen­dorf bei Graz sei hier­bei genau­so lobend erwähnt wie das Kaba­rett-Duo Lührsen/Vagedes und die Tier­fo­to­gra­fin Bea­te Oswald. Last but not least war natür­lich auch der per­sön­li­che Kon­takt zu mei­nem per­sön­li­chen Favo­ri­ten Chris­ti­an Klepp aus Vor­trag mit der chro­no­lo­gi­schen Num­mer 2 fein. Auch das ist eben „El mun­do“ – da kom­men die Leut‘ z‘samm und dis­ku­tie­ren und haben Spaß mit­ein­an­der – hof­fent­lich auch wie­der 2023, der Ter­min steht bereits mit 13.–14. Okto­ber.

Kon­takt

ARGE El Mun­do

E‑mail: info[@]elmundo-festival.at   (gerfried.tiffner[@]aon.at)

oder mobil: +43 / 676–5148609 (Karo­li­ne Stra­ner)

Post­adres­se:

Tiffner&Mitges. El mun­do – Haupt­str. 134, 8753 Fohns­dorf, Öster­reich

www.elmundo-festival.at



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