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Geor­ge Bizets “Die Per­len­fi­scher” an der Oper Graz


Text: Lukas Wogrol­ly / Living Cul­tu­re; Fotos: Oper Graz
Am 17. Dezem­ber 2021 hat­te ein eher unbe­kann­tes, frü­he­res Werk des „Carmen“-Komponisten in der Oper Graz Pre­mie­re.

Coro­nabe­dingt bereits zwei­mal ver­scho­ben, fei­er­ten „Die Per­len­fi­scher“ von Geor­ges Bizet eine Woche vor dem Hei­li­gen Abend, weni­ge Tage nach dem Ende eines Lock­downs, in der Oper Graz end­lich Pre­mie­re. Im Ver­gleich zu mei­nem letz­ten Besuch Anfang Okto­ber merk­te ich die wesent­lich här­te­ren Coro­na­maß­nah­men. Aus dem 3G-Nach­weis war ein 2G gewor­den, also getes­tet kam man hier gar nicht mehr rein. Aber das war für mich als seit dem 8. Dezem­ber bereits 3‑fach Geimpf­ten nicht so das Pro­blem. Viel eher, dass ich im Unter­scheid zu „La for­za del desti­no“, der ers­ten Pre­mie­re der neu­en Spiel­zeit, auf die Pau­sen­bröt­chen des Cate­rers „Kir­chen­wirt Pfeif­fer“ lei­der ver­zich­ten muss­te. Und das, obwohl ich sie schon wohl­weis­lich, nach­dem das im Okto­ber mit der Bestel­lung vor der Pau­se und dem Ser­vie­ren in der Pau­se, so wun­der­bar geklappt hat­te, vor­sorg­lich im Inter­net vor­be­stellt hat­te. „Die Gas­tro­no­mie öff­net doch jus­ta­ment an die­sem Tag, dem 17. Dezem­ber, nach über 3 Wochen Lock­down“, dach­te ich mir. Und bekam lei­der weni­ge Stun­den nach Auf­ga­be der Bestel­lung den Anruf mit der Mes­sa­ge „Der Ihnen aus dem Okto­ber bekann­te Bar­be­trieb ist uns lei­der nach den der­zeit gel­ten­den Bestim­mun­gen unter­sagt. Wir hät­ten ledig­lich auf Restau­rant­be­trieb umstel­len kön­nen, aber dann hät­ten nicht alle die das gewollt hät­ten, einen Platz bekom­men“ – so in etwa die Mes­sa­ge des Ver­ant­wort­li­chen vom Kir­chen­wirt Pfeif­fer. Klar doch, die Oper hat nun mal nur eine Bar und kei­nen Restau­rant­be­trieb mit zuge­wie­se­nen Sitz­plät­zen. Und bie­tet eben daher auch nur die Gele­gen­heit, ste­hend bezie­hungs­wei­se auf Bar­ho­ckern, Spei­sen und Geträn­ke zu kon­su­mie­ren. Aber genau das war eben lei­der an die­sem Abend für mich nicht mög­lich, da coro­nabe­dingt unter­sagt. Die zwei­te wesent­li­che Neue­rung im Ver­gleich zu Okto­ber betraf die durch­gän­gi­ge FFP2-Mas­ken­pflicht auch am Sitz­platz. Für mich nach fast 2 Jah­ren Pan­de­mie bezie­hungs­wei­se bald 1 Jahr Umgang mit FFP2-Mas­ke an sich kein Pro­blem, aber natür­lich etwas auf­fäl­lig.

Kom­men wir nun zum Stück, also zur Oper in drei Akten von Geor­ges Bizet, die der fran­zö­si­sche Kom­po­nist in etwa zehn Jah­re vor sei­nem berühm­tes­ten Werk „Car­men“ fer­tig­ge­stellt hat­te. Auch wenn „Die Per­len­fi­scher“ nicht extrem oft gespielt wer­den, gab es für mich ein klei­nes Déjà-vu-Erleb­nis. Denn vor mehr als drei­zehn Jah­ren, im Jahr 2008, hat­te ich, eben­falls für Living Cul­tu­re, die­se Oper an ande­rer Stel­le, näm­lich im Tea­t­ro Ver­di in Tri­est, bereits ein­mal erle­ben dür­fen. Nach­zu­le­sen ist die damals ent­stan­de­ne Rezen­si­on hier: Perlenfischer_Teatro-Verdi_LC-03_2008(living-culture.at)  Wie vie­le Opern ent­führt uns auch die­ses Werk in eine Traum­welt, die dies­mal mit dem fer­nen Cey­lon, dem heu­ti­gen Staat Sri Lan­ka, eine fer­ne ist. In eini­gen Medi­en­be­rich­ten heißt es aber, das Büh­nen­bild wur­de so gewählt, dass die­se Traum­welt über­all sein könn­te und nicht unbe­dingt (nur) auf Cey­lon bezie­hungs­wei­se Sri Lan­ka. Der ORF Stei­er­mark geht in sei­nem Bericht auch ganz zu Beginn dar­auf ein, dass die­se Oper viel­leicht wegen des selt­sa­men Hand­lungs­strangs nicht so oft gespielt wür­de. Zwei Män­ner lie­ben ein und die­sel­be Frau, sie ent­sa­gen bei­de der Lie­be, um ihre Freund­schaft nicht zu gefähr­den. Einer der bei­den gibt dann doch nach und wird dafür vom ande­ren zunächst gehasst und ver­dammt und dann aber vor der Hin­rich­tung geret­tet. Wor­auf­hin er sei­ne gro­ße Lie­be erfüllt bekommt und der ande­re am Ende auf gut stei­risch „blöd dasteht“. Ein­ge­bet­tet ist das Gan­ze in den Kon­text der Titel­hel­den „Die Per­len­fi­scher“, die, wie es im Pro­gramm­heft zu Beginn heißt „täg­lich ihr Leben ris­kie­ren um die Muscheln mit den wert­vol­len Per­len vom Mee­res­grund zu holen“. Sowie auch in den hin­du­is­ti­schen Glau­bens­my­thos, denn die erwähn­te gro­ße Lie­be namens Leї­la, bricht der Lie­be wegen ihr Keusch­heits­ge­lüb­de. Eine fan­tas­ti­sche, fabel­haf­te Insze­nie­rung mit Ele­men­ten von Feu­er und Tod, die von Ben Baur und Bea­te Vollack stim­mungs­voll in Sze­ne gesetzt wird und von Mar­cus Mer­kel groß­ar­tig diri­giert. Das bezeugt auch der tosen­de Applaus am Pre­mie­ren­abend.


Die Per­len­fi­scher
Les pêcheurs de per­les

Geor­ges Bizet

Oper in drei Akten ~ Libret­to von Michel Flo­ren­tin Car­ré und Eugè­ne Cor­mon
In fran­zö­si­scher Spra­che mit deut­schen Über­ti­teln

Emp­foh­len ab 13 Jah­ren

Wel­ches Band ist stär­ker, das der Lie­be oder das der Freund­schaft? Als sich Zur­ga, gera­de von den Per­len­fi­schern Cey­lons zum Anfüh­rer gewählt, und Nadir nach lan­ger Zeit wie­der begeg­nen, ist das Band der Freund­schaft schon gelöst: Bei­de lieb­ten sie einst die glei­che Frau, die Pries­te­rin Leï­la, deren magi­sche Wir­kung sie in einem der schöns­ten Duet­te der Opern­li­te­ra­tur („Au fond du temp­le saint“) besin­gen. Um der Freund­schaft wil­len ent­sag­ten bei­de die­ser Lie­be, doch Nadir fand im Her­zen kei­ne Ruhe. Als nun Leï­la zum Schutz der Per­len­fi­scher, die Leib und Leben bei der Suche nach den schöns­ten Per­len ris­kie­ren, als Pries­te­rin ein­ge­setzt wird, nimmt das Dra­ma sei­nen Lauf: Aus Freun­den wer­den Riva­len, die Lei­den­schaft siegt, und Leï­la, die Keusch­heit gelob­te, ist für immer beschmutzt. Schon wird alles für die Voll­stre­ckung des Todes­ur­teils vor­be­rei­tet …

Als 1863 Geor­ges Bizet mit gera­de ein­mal 24 Jah­ren, aus­ge­zeich­net mit dem renom­mier­ten Rom-Preis, „Die Per­len­fi­scher“ für das Pari­ser Thé­ât­re-Lyri­que schuf, stand Cey­lon schon Jahr­zehn­te unter bri­ti­scher Kolo­ni­al­herr­schaft. Das Werk ver­bin­det auf raf­fi­nier­te Wei­se „Ein­fach­heit und den Schein des Frem­den“ (so der Musik­wis­sen­schaft­ler Anselm Ger­hard) und lässt Bizet nach dem Urteil von Hec­tor Ber­li­oz „die größ­te Ehre“ zu Teil wer­den.
In Sze­ne setzt die­se Drei­ecks­ge­schich­te Ben Baur, der in Graz mit „Roméo et Juli­et­te“ und „Il Tro­va­to­re“ atmo­sphä­risch-emo­tio­na­le Insze­nie­run­gen erar­bei­tet hat.

Die Oper Graz hält sich an die gesund­heits­po­li­ti­schen Vor­ga­ben der Regie­rung.
Die Rah­men­be­din­gun­gen für Ihren Besuch in der Sai­son 2021/22 erfah­ren Sie auf oper-graz.com.

Beset­zung

Musi­ka­li­sche Lei­tung
Mar­cus Mer­kel (Jan: 8, 26, Feb: 6, 11, 13)

/

Mari­us Bur­kert (Jan: 23, Mär: 12, 26, Apr: 1, 7)
Insze­nie­rung Ben Baur

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Büh­ne Ben Baur
Kos­tü­me Uta Mee­nen
Dra­ma­tur­gie Jörg Rie­ker
Chor & Extra­chor Bern­hard Schnei­der

 

Leï­la, Tem­pel­pries­te­rin Tetia­na Miy­us
Nadir, Jäger Andrzej Lam­pert
Zur­ga, Per­len­fi­scher Dari­usz Per­c­zak
Nou­ra­bad, Gemein­de­äl­tes­ter Dae­ho Kim
Sa 8. Jän 2022
Vor­stel­lung
19:30 bis ca. 22:00Opern­haus Haupt­büh­ne
So 23. Jän 2022
Mi 26. Jän 2022
So 6. Feb 2022
Fr 11. Feb 2022
So 13. Feb 2022
Sa 12. Mär 2022
Sa 26. Mär 2022
Fr 1. Apr 2022
Do 7. Apr 2022
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