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Ring – Eine mys­ti­sche Tanz­pro­duk­ti­on


Text: Lukas Wogrol­ly / Living Cul­tu­re; Fotos: Ingo Per­tra­mer / Oper Graz
Die Stu­dio­büh­ne der Oper Graz wird ein­mal mehr Schau­platz von etwas Unheim­li­chem.

Pas­send zum düs­te­ren Novem­ber, in dem wir nach der Umstel­lung auf Win­ter­zeit und durch die kür­zer wer­den­den Tage die Fins­ter­nis wie sonst nie im Jahr spü­ren, stieg auch ich in die Fins­ter­nis der dies­mal unheim­lich wir­ken­den Stu­dio­büh­ne der Oper Graz in der Girar­di­gas­se.

Warm war es drin­nen, und fins­ter und düs­ter aber eben­so, genau wie schon von den bis­he­ri­gen Pro­duk­tio­nen mir bekannt.
An die­ser Stel­le zitie­re ich nun län­ger aus dem im Mai erschie­ne­nen Pro­gramm­heft der Oper Graz:
Kreis­tän­ze sind eines der ältes­ten Ritua­le, durch die der Mensch sich in Ein­klang mit dem Kos­mos zu brin­gen sucht. In vie­len Tanz­for­men blieb die­ser mys­ti­sche Ursprung bewahrt. Der Ring wird zum Raum für drei jun­ge Cho­reo­gra­phen, die Stu­dio­büh­ne zur Are­na, und die Publi­kums­rei­hen umrin­gen eine kreis­för­mi­ge Tanz­flä­che. Der Ita­lie­ner Bri­an Sca­li­ni, der Aus­tra­li­er Jack Tray­len und Etay Axel­road aus Isra­el neh­men die reiz­vol­le Her­aus­for­de­rung an, Tanz aus einem neu­en Blick­win­kel zu ent­de­cken und in gegen­sei­ti­ger Inspi­ra­ti­on einen gemein­sa­men Abend zu prä­sen­tie­ren. Die drei jun­gen Cho­reo­gra­phen set­zen sich auf sehr unter­schied­li­che Wei­se mit Tanz aus­ein­an­der. Jeder von ihnen hat eine ein­zig­ar­ti­ge cho­reo­gra­phi­sche Hand­schrift und muti­ge Ideen. Sie zei­gen “Tanz pur”, haut­nah am Publi­kum: sinn­lich, irri­tie­rend, kraft­voll und über­ra­schend.

So viel zu den Fak­ten.

Dem habe ich als Pre­mie­ren­be­su­cher nun  jedoch noch eini­ges hin­zu­zu­fü­gen:

Zunächst ein­mal: Auch wenn in sämt­li­chen Begleit­tex­ten, die die Oper Graz zu die­ser ein­ein­halb­stün­di­gen Tanz-Per­for­mance (ohne Pau­se) her­aus­ge­ge­ben hat, das Wort „Kreis“ domi­niert, so merkt man als Zuschau­er eher wenig davon. Denn die Zuschau­er­rei­hen sind nicht kreis­för­mig, wie bei­spiels­wei­se in einem Zir­kus­zelt, einer Stier­kampf­are­na oder einem Amphi­thea­ter, son­dern in Form eines ecki­gen U, also prak­tisch ein offe­nes Recht­eck mit nur einer kur­zen Sei­te und zwei lan­gen, um die Tanz­flä­che her­um ange­ord­net. Die unters­te Rei­he, in der auch ich sit­ze, ist auf einer Ebe­ne mit der Tanz­flä­che. Und wäh­rend der Per­for­mance kom­men mir man­che Tan­zen­den ein ums ande­re Mal emp­find­lich nahe, sodass ich sicher­heits­hal­ber mei­ne lan­gen Bei­ne etwas zurück­zie­hen muss. Dadurch, dass ich nicht erhöht sit­ze, mer­ke ich auch kaum, ob die Tan­zen­den nun einen Kreis for­mie­ren.

Alle drei Tei­le kom­men fast zur Gän­ze ohne Spra­che aus und zei­gen ein­drucks­vol­le Bewe­gun­gen mit Ver­ren­kun­gen, ähn­lich wie im Zir­kus. Zwi­schen den jeweils 30-minü­ti­gen Per­for­man­ces wird der Boden gewischt, was dem Publi­kum eine kur­ze Ver­schnauf­pau­se ein­bringt.

Und  die Fins­ter­nis der Stu­dio­büh­ne, die in dem Fall eben Tanz­flä­che ist, sorgt für ein ohne Far­ben aus­kom­men­des sinn­li­ches Spek­ta­kel aus Bewe­gung und Musik. Das wirk­lich, wie im Pro­gramm­heft erwähnt, ange­lehnt ist an die Tanz-Ritua­le in der Geschich­te der Mensch­heit und sozu­sa­gen ein Stück „Zurück zur Natur,“ ein Stück „Zurück zum Ursprung“ bie­tet. Eine sinn­li­che, geheim­nis­vol­le Per­for­mance, eben fast zur Gän­ze ohne ver­ba­le Ele­men­te. Wer einen Kon­trast erle­ben möch­te, zu dem was das Gra­zer Opern­haus sonst so kann, wird hier garan­tiert fün­dig. Denn ein opu­len­tes Büh­nen­bild oder hell leuch­ten­de Far­ben sucht man hier ver­ge­bens, alles ist redu­ziert auf Archa­ik, Akus­tik und Kine­tik.

Oper Graz

Wei­te­re Vor­stel­lun­gen:

Mi. 26.11.2025 20:00–21:30 Uhr Tickets

Fr. 28.11.2025 20:00–21:30 Uhr Tickets

Sa. 29.11.2025 20:00–21:30 Uhr Tickets

Do. 04.12.2025 20:00–21:30 Uhr Tickets

Fr. 05.12.2025 20:00–21:30 Uhr Tickets

Sa. 06.12.2025 20:00–21:30 Uhr Tickets