Ring – Eine mystische Tanzproduktion
Text: Lukas Wogrolly / Living Culture; Fotos: Ingo Pertramer / Oper Graz
Nimrod Poles, Giulio Panzi, Leonardo Germani, Hannes Lüttringhaus, Mireia González-Fernández, Kirsty Clarke_Tanzabend Ring
Ring- Sideshot, Ballett Graz
Rosa Maria Pace, Connor McMahon_Tanzabend Ring
Savanna Haberland, Connor McMahon, Barbora Kubátová_Tanzabend Ring
Thibaut Lucas Nury, Gionata Sargentini, Fabio Agnello_Tanzabend Ring
Fabio Agnello, Sophia Esmeralda Vollmer, Thibaut Lucas Nury_Tanzabend Ring
Leonardo Germani_Tanzabend Ring
Nimrod Poles, Giulio Panzi, Leonardo Germani, Hannes Lüttringhaus, Mireia González-Fernández, Kirsty Clarke_Tanzabend Ring
Nimrod Poles
Passend zum düsteren November, in dem wir nach der Umstellung auf Winterzeit und durch die kürzer werdenden Tage die Finsternis wie sonst nie im Jahr spüren, stieg auch ich in die Finsternis der diesmal unheimlich wirkenden Studiobühne der Oper Graz in der Girardigasse.
Warm war es drinnen, und finster und düster aber ebenso, genau wie schon von den bisherigen Produktionen mir bekannt.
An dieser Stelle zitiere ich nun länger aus dem im Mai erschienenen Programmheft der Oper Graz:
Kreistänze sind eines der ältesten Rituale, durch die der Mensch sich in Einklang mit dem Kosmos zu bringen sucht. In vielen Tanzformen blieb dieser mystische Ursprung bewahrt. Der Ring wird zum Raum für drei junge Choreographen, die Studiobühne zur Arena, und die Publikumsreihen umringen eine kreisförmige Tanzfläche. Der Italiener Brian Scalini, der Australier Jack Traylen und Etay Axelroad aus Israel nehmen die reizvolle Herausforderung an, Tanz aus einem neuen Blickwinkel zu entdecken und in gegenseitiger Inspiration einen gemeinsamen Abend zu präsentieren. Die drei jungen Choreographen setzen sich auf sehr unterschiedliche Weise mit Tanz auseinander. Jeder von ihnen hat eine einzigartige choreographische Handschrift und mutige Ideen. Sie zeigen “Tanz pur”, hautnah am Publikum: sinnlich, irritierend, kraftvoll und überraschend.
So viel zu den Fakten.
Dem habe ich als Premierenbesucher nun jedoch noch einiges hinzuzufügen:
Zunächst einmal: Auch wenn in sämtlichen Begleittexten, die die Oper Graz zu dieser eineinhalbstündigen Tanz-Performance (ohne Pause) herausgegeben hat, das Wort „Kreis“ dominiert, so merkt man als Zuschauer eher wenig davon. Denn die Zuschauerreihen sind nicht kreisförmig, wie beispielsweise in einem Zirkuszelt, einer Stierkampfarena oder einem Amphitheater, sondern in Form eines eckigen U, also praktisch ein offenes Rechteck mit nur einer kurzen Seite und zwei langen, um die Tanzfläche herum angeordnet. Die unterste Reihe, in der auch ich sitze, ist auf einer Ebene mit der Tanzfläche. Und während der Performance kommen mir manche Tanzenden ein ums andere Mal empfindlich nahe, sodass ich sicherheitshalber meine langen Beine etwas zurückziehen muss. Dadurch, dass ich nicht erhöht sitze, merke ich auch kaum, ob die Tanzenden nun einen Kreis formieren.
Alle drei Teile kommen fast zur Gänze ohne Sprache aus und zeigen eindrucksvolle Bewegungen mit Verrenkungen, ähnlich wie im Zirkus. Zwischen den jeweils 30-minütigen Performances wird der Boden gewischt, was dem Publikum eine kurze Verschnaufpause einbringt.
Und die Finsternis der Studiobühne, die in dem Fall eben Tanzfläche ist, sorgt für ein ohne Farben auskommendes sinnliches Spektakel aus Bewegung und Musik. Das wirklich, wie im Programmheft erwähnt, angelehnt ist an die Tanz-Rituale in der Geschichte der Menschheit und sozusagen ein Stück „Zurück zur Natur,“ ein Stück „Zurück zum Ursprung“ bietet. Eine sinnliche, geheimnisvolle Performance, eben fast zur Gänze ohne verbale Elemente. Wer einen Kontrast erleben möchte, zu dem was das Grazer Opernhaus sonst so kann, wird hier garantiert fündig. Denn ein opulentes Bühnenbild oder hell leuchtende Farben sucht man hier vergebens, alles ist reduziert auf Archaik, Akustik und Kinetik.
Weitere Vorstellungen:
Mi. 26.11.2025 20:00–21:30 Uhr Tickets
Fr. 28.11.2025 20:00–21:30 Uhr Tickets
Sa. 29.11.2025 20:00–21:30 Uhr Tickets
Do. 04.12.2025 20:00–21:30 Uhr Tickets
Fr. 05.12.2025 20:00–21:30 Uhr Tickets
Sa. 06.12.2025 20:00–21:30 Uhr Tickets