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Bre­genz — zwi­schen Fuß­ball, Berg und Boden­see


Text: Lukas Wogrol­ly, Fotos: Living Cul­tu­re
Im Rah­men sei­nes Recher­che­auf­ent­hal­tes in der Vor­arl­ber­ger Lan­des­haupt­stadt anläss­lich der dor­ti­gen Land­tags­wahl besuch­te Living Cul­tu­re Chef­re­dak­teur Lukas Wogrol­ly auch ein paar Hot­spots der Stadt Bre­genz.

Im Rah­men mei­nes Auf­ent­hal­tes in der Vor­arl­ber­ger Lan­des­haupt­stadt für die dor­ti­ge Land­tags­wahl nütz­te ich die Zeit um auch ein biss­chen Kul­tur und Natur zu erle­ben. Die wun­der­ba­re See­büh­ne, das Herz der Bre­gen­zer Fest­spie­le. Wie all­ge­mein bekannt ist, wech­selt das Büh­nen­bild beim soge­nann­ten „Spiel auf dem See“ alle zwei Jah­re. Somit bleibt es 2020 gleich wie 2019. Und auch in der spiel­frei­en Zeit ist es da, als künst­li­che Insel auf dem See, impo­sant. So impo­sant wie auch die rie­si­ge Sitz­platz­tri­bü­ne davor. Von eben­die­ser Tri­bü­ne aus durf­te ich das Büh­nen­bild betrach­ten. Denn man kann, auch wenn kei­ne Vor­füh­run­gen sind, die impo­san­te See­büh­ne betre­ten. Kei­ne VIP-Logen, kein Dach, kei­ne Tische. Nur ein­fa­che Tri­bü­nen­plät­ze wie im Fuß­ball­sta­di­on. Dafür so vie­le. Das ist der Ein­druck, wenn man die­se Kon­struk­ti­on betritt. Und dann der Blick auf die­ses gigan­ti­sche Büh­nen­bild mit dem Nar­ren­mo­tiv. Ja, Rigo­let­to — die Pro­duk­ti­on 2019 und 2020 — ist der Hof­narr des Her­zogs von Man­tua im 16. Jahr­hun­dert. Aus dem Laut­spre­cher ertönt die Bot­schaft, dass er auch 2020 gespielt wird. In jedem Fall ist die Kulis­se hier wahr­lich atem­be­rau­bend.

Nach einem Abste­cher zum Zis­ter­zi­en­ser­klos­ter Meh­rerau mache ich mich auf zum Fuß­ball­sta­di­on. Der SW Bre­genz ging 2005 in Kon­kurs und spielt nun in der 3. Liga. Sein heu­ti­ger Geg­ner im Lokal­der­by ist die Mann­schaft aus dem nur weni­ge Kilo­me­ter ent­fern­ten Lau­ter­ach. Die Gäs­te wir­ken fri­scher, sprit­zi­ger und gehen auch in Füh­rung. Und das nicht nur ein­mal, son­dern gleich zwei­mal. Das zwei­te Mal unmit­tel­bar nach dem zwi­schen­zeit­li­chen Aus­gleichs­tref­fer der Gast­ge­ber. Lau­ter­ach kon­trol­liert das Spiel und Bre­genz wirkt bis auf einen Weit­schuss, den der Gäs­te-Schluss­mann mit der Faust in den Eck­ball abweh­ren kann, in der Schluss­pha­se wei­test­ge­hend harm­los und ideen­los. Doch wie so oft im Fuß­ball pas­siert auch hier ein klei­nes Wun­der. Mit der aller­letz­ten Chan­ce im Spiel, weit in der Nach­spiel­zeit, erzielt die Heim­mann­schaft das Tor zum 2:2‑Ausgleich. Das ist auch der End­stand. Ein Unent­schie­den wie ein gefühl­ter Sieg aus Sicht der Bre­gen­zer, ein Unent­schie­den wie eine gefühl­te Nie­der­la­ge hin­ge­gen für die Gast­mann­schaft. Das merkt man auch nach dem Schluss­pfiff. Der fast unmit­tel­bar nach dem Aus­gleichs­tref­fer erfolgt. Die Lau­ter­acher sind fuchs­teu­fels­wild und legen sich mit dem Schieds­rich­te­rIn­nen-Team an. Das zu mehr als 50% weib­lich ist. Die Spiel­lei­te­rin ist weib­lich, genau­so wie ihre ers­te Assis­ten­tin. Sie hat­te nicht nur die lan­ge Nach­spiel­zeit ermög­licht, son­dern zuvor auch flei­ßig Gel­be Kar­ten ver­teilt. Die­se Kar­ten haben offen­bar das Spiel beru­higt, es gab weder schlim­me Fouls noch einen Aus­schluss.  Doch nach Schluss­pfiff wird es eben noch­mal hit­zig. Der Lau­ter­ach-Trai­ner dis­ku­tiert hef­tig mit der Spiel­lei­te­rin bevor sie sich in die Kabi­ne ver­ab­schie­det. In ande­ren Län­dern, z. B. in Ita­li­en, wären da wohl noch mehr die Fet­zen geflo­gen, den­ke ich mir. Drum­her­um gibt es im Rah­men der Begeg­nung das Okto­ber­fest und es spielt nach Spie­len­de eine Live-Band. Davor, also wäh­rend des Matches, konn­te ich zunächst unge­hin­dert mein Bier­krü­gel aus Glas mit 1/2 l Moh­ren­bräu Fest Bier auf die Tri­bü­ne tra­gen. Erst spä­ter weist mich eine Ord­ne­rin drauf hin, dass Glas auf der Tri­bü­ne ver­bo­ten ist. Ist es anders­wo auch, aber da ver­wen­det man es gar nicht mei­ne ich im Stil­len. So viel dazu.

Letz­te Sta­ti­on: Der Pfän­der, der Haus­berg der Bre­gen­zer. Da die Bevöl­ke­rung sich gegen eine Auto­bahn­tras­se am See­ufer Ende der 1960er Jah­re erfolg­reich gewehrt hat­te, ver­läuft durch ihn ein über 6 km lan­ger Auto­bahn­tun­nel. Der Pfän­der bie­tet ein beein­dru­cken­des Pan­ora­ma sowohl vom Boden­see als auch von den Ber­gen. Ich stei­ge berg­ab zur Gast­stät­te „Pfän­der­doh­le“. Und fra­ge mich im Vor­feld: 1. Kann ich hier mein Han­dy auf­la­den? 2. Kann ich hier um 9:45 Uhr vor­mit­tags am Sonn­tag schon was Anstän­di­ges essen? 3. Kann ich bar­geld­los bezah­len? Letzt­end­lich lau­tet die Ant­wort auf alle drei Fra­gen Ja, was mich posi­tiv über­rascht. So wie auch die Qua­li­tät sowohl der Spei­sen als auch der Bedie­nung.  Denn um in der „Pfän­der­doh­le“ bekom­me ich um 10 Uhr vor­mit­tags schon einen Toast Hawaii und eine Grieß­no­ckerl­sup­pe. Und darf eben auch mein Han­dy auf­la­den. Hier ist die Ruhe vor dem Sturm. Ich genie­ße die freund­li­che Bedie­nung und höre den Vor­arl­ber­ger Dia­lekt. Danach, nach dem per­fek­ten Essen am Sonn­tag­vor­mit­tag, gehe ich zurück hin­auf zur Berg­sta­ti­on und genie­ße das Pan­ora­ma. Bevor ich mich wie­der tal­wärts wen­de und mei­nen Fokus auf den Poli­tik­sonn­tag rich­te mit der Vor­arl­ber­ger Land­tags­wahl.


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