Wien-Wahl 2025 – nichts ist wie vorher
Text und Fotos: Lukas Wogrolly / Living Culture
Beim Wahlkampfabtakt am 25.04.2025 im Wiener Museumsquartier überreichte LC Online Chefredakteur Lukas Wogrolly der zukünftigen Grünen Bundessprecherin und früheren Klima- und Verkehrsministerin Leonore Gewessler ein Arrangement mit einigen Gegenständen aus dem Steirischen Heimatwerk sowie.…
ÖVP-Spitzenkandidat Karl Mahrer (2. v. l.) und Bernhard Seitz, Kandidat für die Bezirksvorstehung (Die Grünen, 1. v. l.)
Selma Arapovic, Listenerste der NEOS (Mitte) im Austausch mit Leonore Gewessler (vorne) und Judith Pühringer (rechts)
Leonore Gewessler und Alexander Nikolai, Bezirksvorsteher des 2. Bezirks Leopoldstadt (SPÖ)
Der Vorarlberger Johannes Rauch, ehemaliger Gesundheits- und Sozialminister (Mitte) und der Steirer Martin Fabisch, Bezirksvorsteher des 8. Bezirks Josefstadt (rechts)
Beim Wahlkampfabtakt am 25.04.2025 im Wiener Museumsquartier überreichte LC Online Chefredakteur Lukas Wogrolly der zukünftigen Grünen Bundessprecherin und früheren Klima- und Verkehrsministerin Leonore Gewessler ein Arrangement mit einigen Gegenständen aus dem Steirischen Heimatwerk sowie.…
.…diesen Blumenstrauß.
Spitzenkandidatin und Landessprecherin Judith Pühringer gab veganes Eis aus.
ÖVP-Spitzenkandidat Karl Mahrer (2. v. l.) und Bernhard Seitz, Kandidat für die Bezirksvorstehung (Die Grünen, 1. v. l.)
Selma Arapovic, Listenerste der NEOS (Mitte) im Austausch mit Leonore Gewessler (vorne) und Judith Pühringer (rechts)
Leonore Gewessler und Alexander Nikolai, Bezirksvorsteher des 2. Bezirks Leopoldstadt (SPÖ)
Leonore Gewessler, Bernhard Seitz mit Tochter Alma, Judith Pühringer
Ottakringer Brauerei, Schauplatz der Grünen Wahlparty
Interview mit Leonore Gewessler
Florian Sekira vom ORF Wien
Der Vorarlberger Johannes Rauch, ehemaliger Gesundheits- und Sozialminister (Mitte) und der Steirer Martin Fabisch, Bezirksvorsteher des 8. Bezirks Josefstadt (rechts)
Spitzenkandidatin und Landessprecherin Judith Pühringer auf der Bühne
Brauerei Ottakring, kurz nach 2:30 Uhr nachts. 11 Stunden Wahlparty sind vorbei.
Die Aufregung war groß, als Wiens Bürgermeister Michael Ludwig am 17. Jänner 2025 plötzlich verkündete, dass die zuletzt immer Mitte Oktober stattgefundene Gemeinderats- und Landtagswahl in Wien auf einmal bereits am Sonntag nach Ostern, dem 27. April 2025, stattfinden sollte. Nicht einmal Covid hatte etwas am vergangenen Wahltermin am 11. Oktober 2020 geändert.
Und so vermuteten viele dahinter ein wahltaktisches Motiv: Immerhin waren erst wenige Wochen davor auf Bundesebene die Verhandlungen einer Dreierkoalition von ÖVP, SPÖ und NEOS geplatzt. Diese Koalition war bereits vor der Nationalratswahl im Herbst 2024 als sicher erschienen, und da das Wahlergebnis keine großen Überraschungen gebracht hatte, war nach fast dreimonatigen Verhandlungen Anfang 2025 ein Ende und somit eine Einigung erwartet worden. Jedoch stiegen am 03.01.2025 zunächst die NEOS aus und kurze Zeit später auch die ÖVP.
Daraufhin hatten die vor der Nationalratswahl noch für fast unmöglich geschienenen Verhandlungen einer Koalition zwischen FPÖ und ÖVP mit Herbert Kickl als Kanzler begonnen. Und genau hierbei vermuteten viele ein taktisches Manöver von Ludwig hinter dem vorgezogenen Wahltermin, den die SPÖ in Gemeinderat und Landtag mit ihrer Mehrheit zusammen mit den NEOS erwirken könne: Man wolle sich als soziales Gegenmodell in Wien auf Landes- und Gemeindeebene zu Blau-Türkis im Bund mit Kanzler Kickl positionieren.
Wir alle wissen, diese Strategie ging insofern nicht auf, als im Februar auch die Verhandlungen zwischen ÖVP und FPÖ scheiterten. Und man sich somit erst wieder auf die Anfang des Jahres aufgegebenen Koalitionsverhandlungen zwischen Türkis, Rot und Pink besonnen hat. Und ausgerechnet am Rosenmontag, dem 3.3.25, letztendlich auch die erste Dreierregierung in der Geschichte der Zweiten Republik von Bundespräsident Alexander Van der Bellen angelobt werden konnte. Nach den längsten Koalitionsverhandlungen in der Geschichte der Zweiten Republik.
Kommen wir nun zur Wien-Wahl von 27.04.2025, speziell auf die letzten 2 Tage vor der Wahl sowie natürlich auch zum Wahltag selbst. Wie schon zuletzt bei den vergangenen Landtagswahlen in der Steiermark Ende November 2024 sowie im Burgenland Mitte Jänner 2025, versuchte ich mich bei der von Oktober 2025 auf 27. April 2025 vorgezogenen Wahl im Straßenwahlkampf. Und ähnlich wie zuletzt bei der Nationalratswahl Ende September 2024 stand auch in Wien die Begegnung mit einer Grünen — in diesem Fall: Ex-Ministerin — im Mittelpunkt.
An einem regnerischen Freitag, dem 25. April 2025, begab ich mich in die Bundeshauptstadt. Mein erster Weg führte mich bei strömendem Regen zu einem Blumengeschäft, wo ich eine Bestellung abholte. Daraufhin ging es mit dem Blumenstrauß ins Museumsquartier, wo – zum Glück in einem Indoor-Bereich – der Wahlkampf der Grünen Wien sich dem Ende zuneigte. Alles wie gewohnt, Ansprachen der Spitzenkandidatin Judith Pühringer sowie der ehemaligen Ministerinnen und nunmehrigen Nationalratsabgeordneten Alma Zadic und Leonore Gewessler. Kaum waren die Reden vorbei, nahm ich den Blumenstrauß von der Garderobe nach vorne und bewegte mich zielstrebig in Richtung der früheren Klima- und Verkehrsministerin Gewessler aus der Steiermark, ihres Zeichens designierte Grüne Bundessprecherin. Sobald es sich ergab, überreichte ich ihr den Blumenstrauß, sowie ein Arrangement mit einigen Gegenständen aus dem Steirischen Heimatwerk – in Anerkennung ihres Einsatzes der vergangenen 5 Jahre. Dabei lichtete uns die Grüne Bundesrätin Elisabeth Kittl mit dem Handy ab. Aufgrund der der allgemeinen Hektik zwei Tage vor der Wahl war es unmöglich, die Symbolik beider Geschenke zu erläutern. Dann Speis und Trank: „Als Speis“ gab es veganes Eis, erinnern kann ich mich an Kiwi, Himbeer und Erdbeer, in Tüte oder Becher ausgefertigt von der Grünen Spitzenkandidatin Judith Pühringer. Zu trinken Bier, Wein, Saft und Wasser. Irgendwann verließ ich die Veranstaltung bei strömendem Regen am frühen Abend.
Am 26. April führte mich mein Weg am späten Morgen in den Zweiten Bezirk, zu einer der letzten Wahlkampfaktionen. Am Karmelitermarkt waren ÖVP-Spitzenkandidat Karl Mahrer, die Listenerste der NEOS und Architektin aus ebendiesem Bezirk, Selma Arapovic, und natürlich auch einige Grüne. Als ich hinkomme zum Wahlstand, ist weder Judith Pühringer noch Leonore Gewessler anwesend. Es gibt Austausch mit einigen AktivistInnen. Und ich treffe auf den Grünen Kandidaten für die Bezirksvorstehung, Bernhard Seitz. Als dann im Laufe des Vormittags Judith Pühringer und Leonore Gewessler fast zeitgleich eintrudeln, umrunde ich mit ihnen und anderen wie Bernhard Seitz, den Karmelitermarkt. Anschließend spreche ich kurz mit Selma Arapovic von den NEOS. Irgendwie merke ich, dass im Trubel des letzten Tages vor der Wahl, auch heute nicht der Zeitpunkt ist, die zwei Geschenke vom Vortag näher zu erläutern. Leonore Gewessler muss zur nächsten Wahlkampfaktion.
Und nun springen wir gleich zum finalen Wahltag, dem 27. April, 1. Sonntag nach Ostern. Bevor ich zur Grünen Wahlparty in einer Lagerhalle in der Brauerei Ottakring komme, seien zwei kurze Erlebnisse erwähnt. Um kurz vor 10 Uhr vormittags machte ich mich an diesem Sonntag auf in die Pfarre Neuerdberg zu einem im Internet so angekündigten auf ORF III live übertragenen Gottesdienst. Aber kaum betrete ich die Kirche, sind da weit und breit keine Kameras. Ich werde aufgeklärt durch einen Kirchbesucher, den ich frage, der Gottesdienst sei bereits eine Stunde vorher aufgezeichnet worden.
Das zweite Erlebnis war im Haus der Geschichte Österreich am frühen Nachmittag, bei einer Führung über das Ende des Zweiten Weltkriegs. Es war spannend, zu erfahren, dass der Widerstand gegenüber den Alliierten nicht überall in Österreich zum selben Zeitpunkt aufgehört hatte.
Schließlich die Grünen Wahlparty in der Brauerei Ottakring:
Ich komme pünktlich um 15:30 Uhr dort an und bin einer der ersten. Die Namen all jener mehr oder weniger bekannten Gesichter zu zitieren, würde den Rahmen sprengen. Dann ist alles ein Stückwerk: Erst kurz nach 17 Uhr die erste Trendprognose, die erste Hochrechnung gar erst gegen 19 Uhr extrem spät. Und: auch die Anwesenheit von prominenten Grünen passiert stückerlweis. Um kurz nach 17 Uhr erscheint der Grüne Klubobmann in Gemeinderat und Landtag, David Ellensohn. Um kurz nach 19 Uhr dann auch das steirische Duo Werner Kogler, noch amtierender Grüner Bundessprecher, sowie seine designierte Nachfolgerin Gewessler. Aufgrund des unerwartet positiven Ergebnisses von 14,52% ist die Stimmung fulminant. Und gipfelt dann, als auch die Grüne Spitzenkandidatin Judith Pühringer spätabends eintrifft. Der Rest ist ein Fest in Grün, das bis zum „bitteren Ende“ um 2:30 Uhr, also insgesamt elf Stunden, andauert.
Abschließend noch eine kritische Anmerkung: Es war 2:30 Uhr nachts; niemand sprach mich an, wie komme ich nachhause, wo nur die Nachtbuslinien fuhren. Niemand bot sich an, mich mitzunehmen. Im Gegenteil: Als ich versuchte, mir ein Taxi zu nehmen, in das sich zuvor mehrere TeilnehmerInnen der Wahlfete gesetzt hatten, hieß es, dies sei bereits voll. In Erinnerung bleiben viele erstaunliche Wahlkampf-Momente. Und natürlich die Bombenstimmung; das Wahlergebnis, das nicht zu erwarten gewesen war.